Niederbrombach (dpa) – Alexander Rath erinnert sich noch gut an seine erst Zeit als Student. «Es war komisch durch die Gänge zu gehen und nur halb so groß zu sein wie die anderen.» 13 Jahre war er, als er sich parallel zur Schule als Student einschrieb.
Er war am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier im Fach Angewandter Informatik eingeschrieben, als dort bislang jüngster Student überhaupt. «Ich wusste, es war genau das, was ich wollte», erzählt der heute 20-Jährige. Er muss es wissen: Gerade hat er seinen Bachelor in dem Studiengang abgeschlossen. Mit der Abschlussnote 1,9. Und zwar nur ein knappes Jahr, nachdem er sein Abitur gemacht hat.
«Ohne Schule wäre ich noch früher fertig geworden», sagt Rath in Niederbrombach (Kreis Birkenfeld). Die Schule habe ihm nie sonderlich viel Spaß gemacht. Außer die Fächer Mathe und Physik. «Die sind mir immer leicht gefallen.» Fakten auswendig lernen wie in Geschichte oder Erdkunde – das wäre aber nicht sein Ding gewesen. «Ich habe in meiner Freizeit am liebsten Computer auseinander- und zusammengebaut», erzählt er. Und als kleines Kind habe er nicht mit Autos, sondern mit Stromkabeln und Steckdosen gespielt, sagt Mutter Erika Rath.
Pro Semester besuchte er durchschnittlich vier Vorlesungen und legte die jeweiligen Klausuren oder mündlichen Prüfungen dazu ab. «Es gab keinen Bonus. Er hat die gleichen Leistungen erbringen müssen», sagt Stefan Naumann, Professor für Grundlagen der Informatik und Mathematik, der ihn mit betreut hat. Es sei stets problemlos gegangen. «Er ist schon ein Überflieger-Typ.»
Seine Abschlussarbeit habe Rath über «intelligente Stromzähler» geschrieben. Dabei ging er der Frage nach, wie aus einem einzigen Stromsignal verschiedene elektrische Verbraucher herausgerechnet werden können. Im Haushalt heißt das beispielsweise: Man kann an einem Zählerkasten ablesen, wann die Kaffee- oder die Waschmaschine gelaufen ist. Der Umwelt-Campus zählt derzeit rund 2600 Studenten.
Laut rheinland-pfälzischem Hochschulgesetz stehen Hochschulen begabten Schülern in einem sogenannten Frühstudium offen. Die Teenies dürfen – außerhalb der regulären Einschreibeordnung – Kurse und Vorlesungen besuchen und Prüfungen ablegen, die in einem späteren Studium anerkannt werden.
Die Zahl der Frühstudierenden ist eher gering – müssen sie die Uni-Kurse ja mit der Schule unter einen Hut bringen. An der Universität Mainz waren in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 25 und 30 Schüler registriert, teilte die Uni mit. Im vergangenen Wintersemester hatte sich rund ein Drittel von 30 Früh-Studis in Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben.
An der Universität Trier sind im laufenden Sommersemester vier Schüler dabei, im vergangenen Wintersemester waren es zwei. Ein Frühstudium sei nur dann mit der Schule vereinbar, wenn der Schüler in der Nähe der Uni wohne, teilte die Uni mit. Ziel sei, Neigungen auszuloten und einen ersten Kontakt mit der Uni zu haben. Zahlen über Abschlüsse von Frühstudierenden liegen den Hochschulen nicht vor.
An der Technischen Universität Kaiserslautern nutzen derzeit 26 «junge Talente» den frühen Start ins Studium – in Physik und in Mathematik. Die Zahlen seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, teilte die Uni mit. An der Uni Koblenz-Landau machen am Campus Koblenz jeweils 10 bis 15 Schüler pro Semester mit, am Campus Landau sind es etwa 10. Insgesamt studieren an rheinland-pfälzischen Hochschulen und Fachhochschulen rund 120 000 Menschen.
Bei Rath hat es gut geklappt, Schule und Hochschule zu vereinen. «Die meisten Lehrer waren verständnisvoll», sagt er. Für den Weg zum Umwelt-Campus war der 20-Jährige auf seine Mutter angewiesen. Sie habe ihn immer mit dem Auto vom Gymnasium Birkenfeld abgeholt und hin und her gefahren.
Rath würde es auf jeden Fall wieder machen: «Das Frühstudium war für mich die perfekte Gelegenheit das zu lernen, was mich tatsächlich interessiert hat.» Jetzt nimmt sich der junge Mann erstmal ein Jahr Auszeit: «Ich will Musik machen.» Er spiele Klavier, E-Gitarre, Geige, Cello und Schlagzeug. «Das Spielen in Bands mit Freunden ist in der letzten Zeit zu kurz gekommen.»
Nebenbei arbeitet er freiberuflich für eine Internet-Agentur. Gerade feile er an einer Reisebüro-Software, die besser an deren Webseite angebunden werden soll. 2017 will er an der Uni Saarbrücken einen Masterstudiengang beginnen. «Mich interessiert die künstliche Intelligenz.»
Fotocredits: Harald Tittel
(dpa)