Sie sind in aller Munde – doch kaum jemand weiß, wo ihr Ursprung liegt: typisch deutsche Redewendungen. Ein kleiner Streifzug durch die Welt der geflügelten Worte.

Die Stecknadel im Heuhaufen und die Suche nach ihrer Herkunft

Die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen bezeichnet die fast aussichtslose Suche nach etwas Wichtigem. Wer nach der Herkunft dieser Redensart selbst forscht, findet eher wenig: Sie dürfte seit dem 19. Jahrhundert im Umlauf sein, eine klare Zuordnung nach dem Ursprung lässt sich nicht ausmachen.

Dennoch: Interessant ist, wie weit dieser Spruch seitdem seine Kreise gezogen hat. Es gibt Entsprechungen im englischen, französischen und niederländischen Sprachraum.

Jemandem im Mittelalter nicht das Wasser reichen können

Jemandem nicht das Wasser reichen zu können, bedeutet, dass jemand nicht an die Leistungen eines anderen herankommt – im Sport etwa, oder auch im Berufsleben.

Wie viele andere Deutsche Redensarten hat dieser Spruch seine Wurzeln im Mittelalter. Damals ließen sich die Herrscher von ihren Bediensteten nach dem Mahl Wasser in Krügen reichen, um sich die Hände zu waschen – eine in damaliger Zeit verantwortungsvolle Aufgabe. Wem das Recht abgesprochen wurde, sie auszuführen, galt als Versager.

Danach kräht doch kein Hahn mehr – eine Redewendung mit biblischem Hintergrund

Wenn ein Gegenstand oder ein Mensch bedeutungslos geworden ist, kräht nach ihm nicht einmal mehr der sonst so laute Hahn. Dieser Spruch hat seinen Ursprung in der Bibel: In der Erzählung um den Apostel Petrus steht, dass jedes Mal, wenn er sich als Jünger von Jesus Christus verleugnete, ein Hahn laut und vernehmlich krähte.

Jemandem etwas Diebesgut ins Schuhwerk schieben

Wer jemand anderem die Schuld für eigenes Fehlverhalten geben will, um von sich abzulenken, schiebt ihm das sprichwörtlich in die Schuhe.

Auch diese Redewendung hat ihren Ursprung im Mittelalter: Wenn damals ein Dieb andere bestahl und es in seiner Herberge zu einer Kontrolle kam, wurde das Diebesgut oft in die Schuhe eines ahnungslosen Bettnachbarn gesteckt.

Wenn Militärs nur noch Bahnhof verstehen wollen

Wer nur noch Bahnhof versteht, versteht er eigentlich gar nichts mehr – beim Lernen an Schule oder Uni genauso wie beim Verstehen komplizierter Gebrauchsanweisungen.

Was nur Wenige wissen: Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Wer in den Gräben der Schlachtfelder Fronturlaub bekam, wollte möglichst schnell in die Heimat – und interessierte sich nur noch für den Weg zum nächsten Bahnhof, denn die Truppentransporte fanden damals in überwiegendem Maß über die Schiene statt.

Viele Deutsche sind sich Sprachbedeutungen wie dieser nicht oder nur selten bewusst. Interessierte müssen nur etwas googeln, um die eine oder andere Erklärung zu interessanten, witzigen oder kryptischen Redensarten zu erhalten.

Wer darüber hinaus einen Migrationshintergrund und deshalb Probleme mit dem Verstehen deutscher Redewendungen hat, kann bei einem Coach deutsch lernen und dabei ganz nebenbei mehr über die Hintergründe landestypischer Redensarten erfahren.

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