Wir kennen alle das Problem mit der Bezahlung für ein Praktikum. Manche Studenten haben sich vielleicht arrangiert und sehen die teils unfaire Bezahlung – meistens leider gar kein Verdienst.
Das hat es so noch nicht gegeben. Praktikanten sind mit ihrer Bezahlung zwar meist nicht zufrieden, aber nun gibt es einen Präzedenzfall mit astronomischen Ausmaßen. Die heute 28-jährige Vertriebsfachwirtin war ganz und gar nicht mit der Vergütung während eines Praktikums zufrieden und machte dies dem ehemaligen Arbeitgeber unmissverständlich klar. Nachdem die junge Frau Ihr erstklassig abgeschlossenes Studium beendet hatte, sollten noch praktische Erfahrungen den Lebenslauf ergänzen. So weit so gut erst mal.
Es ist nichts ungewöhnliches, dass man bei einem Unternehmen gleich vollständig mit in die Tagesabläufe mit einbezogen wird und eigenständig arbeiten soll. Im Falle von der heutigen Vertriebsfachwirtin eine 70 Stunden Woche zu absolvieren schlägt dann doch aus dem Rahmen und das bei Praktikanten-Bezahlung von 375 Euro pro Monat. Da sich die junge Frau ausgenutzt vorkam mit all der ihr übertragenen Arbeit und Verantwortung, hat sie beschlossen den Fall nach Abschluss der 6 Monate vor Gericht zu bringen.
Es begann eine Klage beim Arbeitsgericht, die zweieinhalb Jahre andauern sollte. Letztendlich ist das Urteil zugunsten der Klägerin ausgegangen, die eine Nachzahlung von etwa 8500 Euro erhielt. Der Richter sah dies als gerechtfertigt, da der frühere Arbeitgeber die Praktikantin wie eine voll beschäftigte Arbeitnehmerin eingesetzt hat mit allen Pflichten. In dem Fall sei eine Entlohnung von 375 Euro pro Monat nahezu sittenwidrig. Es handelt sich um einen Präzedenzfall und bleibt vielleicht eine Ausnahme. Insofern sollten sich Unternehmen genau überlegen, wie sie ihre Praktikanten einteilen und bezahlen, denn sonst kann es unter Umständen in Zukunft mehr Fälle derart geben, die vielleicht vor Gericht enden.
Wenn das mal nicht so einige Studenten hellhörig werden lässt. Angeblich werden ja generell keine fest angestellten Fachkräfte durch unterbezahlte Praktikanten ersetzt, aber komisch erscheint es dennoch irgendwie. Wer schon einmal ein Praktikum gemacht hat, weiß wovon ich rede. Entweder ist man nur mit Kopien und Kaffee kochen beschäftigt, oder wird voll eingesetzt und kommt sich unterbezahlt vor. Mir ist Letzteres dann doch noch lieber, denn wenn man nur mit dummen Hilfsarbeiten beschäftigt ist, dann sammelt man keine lehrreichen praktischen Erfahrungen.
Ohne Frage sollte man praktische Erfahrungen für das Berufsleben sammeln, nur sich dabei nicht alles bieten lassen. Praktikum ja – Ausnutzung nein!
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