Berlin – Frauen werden im zweiten juristischen Staatsexamen oft schlechter beurteilt als Männer. Das haben Forscher der Fernuniversität Hagen, der Universität Wiesbaden und der Hertie School of Governance in einer Studie gezeigt.
Auswirkungen hat die Benachteiligung vor allem an der Schwelle zum Prädikatsexamen, das für Juristen eine zentrale Rolle spielt: Viele Jobs stehen nur denen offen, die im zweiten Staatsexamen mindestens neun Punkte erzielt haben. Die Zahl der Frauen, die diese wichtige Hürde schaffen, war in der Untersuchung zwölf Prozent niedriger als die der Männer.
Diskriminierung oder nicht? Zumindest ein Befund spricht dafür, so die Forscher: Besonders schlecht schneiden Frauen ab, wenn ihre Prüfungskommission nur aus Männern besteht. Sitzt mindestens eine Frau darin, verschwindet der Geschlechterunterschied fast vollständig.
Ein ähnlicher Befund zeigt sich auch bei Examenskandidaten mit offensichtlichem Migrationshintergrund, unabhängig von der Staatsbürgerschaft: Wer zum Beispiel einen scheinbar nicht-deutschen Namen hat, bekommt im Schnitt deutlich schlechtere Noten als seine Kommilitonen. Bei Prädikatsexamen zeigt sich bei Juristen mit Migrationshintergrund sogar eine Differenz von 70 Prozent.
Für die
Studie haben die Forscher Ergebnisse von rund 20 000 Kandidaten untersucht, die zwischen 2006 und 2016 in Nordrhein-Westfalen zum zweiten Staatsexamen angetreten sind. Auftraggeber der Studie war das Justizministerium des Bundeslandes.
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(dpa/tmn)