Im baden-württembergischen Eppelheim verläuft alles ein wenig anders: Hier können Studierende ihre Studiengebühren abarbeiten, anstelle sie mühsam durch Nebenjobs zu finanzieren. Der Bürgermeister der Kleinstadt mit 14000 Einwohnern bietet an, die 500 € Studiengebühren an die Universitäten zu überweisen, wenn 60 Stunden pro Semester Arbeit abgeleistet wurden.
Die Tätigkeiten reichen von Hausaufgabenhilfe und Nachhilfe-Unterricht an Grund- und Hauptschulen, über Engagement in Vereinen bis hin zum Friedhof zu säubern oder Arbeit in Pflegeheimen. Dabei werden die Studenten nach den Studiengängen ausgesucht und gezielt eingesetzt. Also dürfen Biologiestudenten Unkraut zupfen, Medizinstudenten bei der Altenpflege helfen und Sportstudenten mit Jungs Fußball trainieren.

Seit einem Jahr läuft das, mittlerweile als Eppenheimer Modell bekannte, Projekt schon. Und es ist begehrt: auf die nur 20 verfügbaren Stellen, melden sich regelmäßig bis zu 160 Kandidaten. Aus anderen Städten gibt es jedoch auch negatives Feedback: die Stadt würde von der Armut der Studierenden profitieren und mit einem geschickten Schachzug an billige Arbeitskräfte gelangen.

Dem Bürgermeister jedoch liegen gerade die Anliegen der Studierenden am Herzen. Sie sollen nach dem Studium nicht schon mit Schulden belastet sein, argumentiert er. Und einige der Studenten schwärmen von der sozialen Arbeit, die nicht nur besser bezahlt als manche Kneipen-Jobs sei, sondern auch schon gleich die wertvolle Berufspraxis mit sich bringen würde. Wenn zum Beispiel eine Fotografiestudentin einen neuen Werbeprospekt für Eppelheim gestaltet, dann profitiert nicht nur die Stadt. Auch die Studentin hat so etwas zum Vorzeigen für spätere Bewerbungen.