Berlin – Raus aus dem Elternhaus und rein ins Studentenleben: Während der Orientierungstage neue Freunde finden, WG-Partys schmeißen und in der Mensa abhängen. Doch dieser Traum vom Studienstart liegt in der Corona-Krise nun für viele erstmal auf Eis.

Am Großteil der Hochschulen beginnt die Lehre zunächst digital. Wo es wann genau losgeht, zeigt ein Überblick des
Hochschulforums Digitalisierung.

Studierende, die für das Studium eigentlich in eine andere Stadt gezogen wären, wurden vielerorts aufgefordert, ihr Semester zunächst von zu Hause aus zu erledigen. So mancher startet das Unileben damit ungeplant im Kinderzimmer. Hochschulsport, Studentencafés, Bibliothek: Erstmal ist alles zu. Wie soll man da Anschluss finden?

Generalprobe für die Selbstständigkeit

Zunächst sollte man sich klar machen, dass man bei all dem gerade nicht der Einzige ist, dem es so geht, meint Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Die Ungewissheit lasse sich trotz enttäuschter Erwartungen nur durch kreatives und eigenständiges Handeln bewältigen, wie es ein Studium auch fordert.

Videokonferenzen und soziale Medien seien gute Möglichkeiten, sich mit anderen Studienanfängern zu vernetzen und sich gegenseitig zu helfen. Lösungsorientiert zu denken und die neuen Medien zu nutzen, das empfiehlt auch Michaela Himstedt von der psychologischen Beratungsstelle des Studentenwerks Ostniedersachsen.

Studierende sollten alle Infoportale der Hochschulen nutzen, sich Tagespläne wie in der Schule machen und Lerngruppen auf WhatsApp, Telegram oder Facebook gründen. Darin könne man sich zum Lernen verabreden, Strategien austauschen – oder fragen, wie der Tag war.

Generell sollte sich niemand scheuen, bei Problemen Kontakt zu Institutionen wie dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) oder den Beratungsstellen der Hochschulen zu suchen. Internationale Studierende können sich an das International Office ihrer Uni wenden.

Flexible Verträge im Wohnheim

Zum Teil gestaltet sich auch die Wohnsituation für die Studierenden schwierig: «Einige bitten etwa aufgrund eines Jobverlusts in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie um Stundung der Mietzahlung», sagt Maurice Marklein, Wohnberater des Studentenwerks Ostniedersachsen. «Andere wiederum reisen aufgrund der Covid-19-Pandemie in ihre Heimatländer zurück».

Weil deshalb Wohnheimzimmer frei blieben, können manche Wohnheime flexible Verträge für Studierende anbieten, die erst später im Semester ein Zimmer benötigen. Wer also nicht zu Hause bei den Eltern bleiben kann, hat vielleicht noch die Chance auf einen Wohnheimplatz.

Sich ohne Studentenjob finanzieren?

Probleme gibt es oft auch bei der Studienfinanzierung. Dem Arbeitsmarkt geht es nicht gerade gut, viele Studentenjobs fallen aktuell flach. Meyer von der Heide rät dazu, sich nach Nebenjobs im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder im Einzelhandel umzuschauen – dort werde händeringend nach Verstärkung gesucht.

Wer in finanzielle Schwierigkeiten gerät, kann sich an Sozialberaterinnen wie Kerstin Hanelt wenden, die in Lüneburg für das Studentenwerk arbeitet. «Wir besprechen individuell alle Möglichkeiten der Studienfinanzierung, die Studierende haben oder nicht haben – das ist unsere Aufgabe», sagt sie.

Unter Umständen, wenn zum Beispiel Studierende selbst oder die Eltern ihren Job verloren haben, lässt sich mittels eines
Bafög-Aktualisierungsantrag die Förderung erhöhen. Studienkredite seien eine andere Option. Nur sehr selten jedoch bekämen Studenten Wohn- oder Arbeitslosengeld als Unterstützung.

Fotocredits: Armin Weigel
(dpa/tmn)

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