Göttingen – Viele Studierende können sich nach Bachelor- oder Masterarbeit nicht vorstellen, je wieder einen Fuß in eine Uni-Bibliothek zu setzen, ein Quellenverzeichnis anzulegen oder Hypothesen zu prüfen.
Für manche aber ist die Arbeit in der Wissenschaft ein Traumberuf. Der Weg dorthin ist alles andere als leicht. «Im deutschen Wissenschaftssystem ist das Karriereziel die Professur», sagt Matthias Schwarzkopf vom Netzwerk Karriereberatung für Akademiker. Doch als wissenschaftlicher Nachwuchs eine Dauerstelle zu bekommen, die als Hauptaufgabe Forschung hat, ist schwierig.
Zunächst gilt es also herauszufinden, ob Forschung, Lehre und Co. wirklich das Richtige für einen sind. Grundsätzlich müsse man Lust haben, sich vertieft mit einer konkreten Fragestellung oder einem Themenfeld auseinanderzusetzen.
Orientierung schon während des Masters ratsam
Ist man sich seines Ziels sicher, muss man sich bewusst machen: Den einen vorgegebenen Pfad für die Karriere in der Wissenschaft gibt es nicht. So würden sich zum Beispiel die Wege je nach Fachgebiet unterscheiden, erklärt Romas Bielke von der Universität Göttingen.
Karriereberater Schwarzkopf rät Studierenden, sich schon während des Masters zu orientieren, in welchem Bereich oder an welchem Standort eine Promotion zustande kommen könnte. Wer die Doktorarbeit erfolgreich abgeschlossen hat, sollte sich dann nach zwei bis drei Jahren in der Post-Doc-Phase endgültig entscheiden, ob er langfristig im wissenschaftlichen Bereich arbeiten möchte.
In der Wissenschaft spielen Netzwerke eine große Rolle. Den potenziellen Doktorvater oder Professor sowie die Arbeit an der Universität oder Hochschule schon während des Studiums näher kennenzulernen, ist von Vorteil. Dafür eignet sich etwa die Zusammenarbeit während eines Projekts oder eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft.
«Andererseits ist es für viele Förderungen und Berufungen erforderlich, dass man seine Ursprungsuniversität früher oder später verlässt», sagt Bielke. Ein Wechsel, der einen in der Regel auch breiter aufstelle und durch den man unterschiedliche Perspektiven und Expertisen kennenlerne.
Natürlich spielen auch Noten eine Rolle. Eine gute oder sehr gute Bewertung der finalen Arbeiten und ein überdurchschnittlicher Studienabschluss können die Chancen auf eine Promotion erhöhen. Aber: «Noten können nie eine Persönlichkeit abbilden», findet Ullrich. Viele hätten schlechte Schulnoten, dann schlechte Noten in einem Erststudium und stiegen, vielleicht erst verspätet, mit der richtigen Themenwahl, zu beachtlichen Höhen auf. Seiner Ansicht zählt daher das große Ganze: Persönlichkeit und gute Ideen für die Forschung.
Befristete Stellen und wenig Stabilität
Neben dem Fakt, dass eine Professur nahezu die einzige Stelle in der Wissenschaft ist, die wirklich langfristige Sicherheit bringt, gibt es weitere Hürden auf dem Karriereweg. Eine große Rolle spielt das
Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Es besagt, dass man maximal zwölf Jahre mit befristeten Arbeitsverträgen an Universitäten und Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten kann – Projektstellen ausgenommen. Wenig Aussicht auf ruhige Karrierephasen also.
«Daher sollten Interessierte unbedingt vorher den Arbeitsmarkt sondieren: Wie viele Professuren gibt es, wie viele Professuren werden frei?», rät Karriereberater Schwarzkopf. Daraus ergibt sich dann, wie groß die Chancen auf die jeweilige Position sind, die man anstrebt.
Außerdem müssen sich aufstrebende Wissenschaftler auf ein Leben mit mehreren Umzügen einstellen. Sie springen oft von einer befristeten Stelle zur nächsten. Gerade mit einem Partner oder mit Familie kann das zur Herausforderung werden.
Fotocredits: Gustafsson,Peter Ullrich,Bredereck Willkomm Rechtsanwälte,Siegel
(dpa/tmn)