Berlin – Mit der Zusage zum Studienplatz folgt oft ein Umzug in eine neue Stadt. Neben dem neuen Umfeld, gibt es dann oft viele Herausforderungen zu meistern: von der Wohnungssuche über die erste Orientierung auf dem Campus bis zur Planung des Auslandssemesters.

Wie angehende Studierende erfolgreich ins Semester starten erklärt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW).

Wie viel Geld brauchen Studierende etwa zum Leben?

Stefan Grob: Das ist unterschiedlich und hängt vom konkreten Studienort ab. München ist viel teurer als Magdeburg. Für die Miete geben Studierende im Schnitt etwa 320 Euro aus – das entspricht mehr als einem Drittel ihrer Einnahmen. Die Wohnkosten haben also einen erheblichen Anteil an den Lebenskosten. Zudem fallen für Lebensmittel im Schnitt etwa 170 Euro pro Monat an. Studierende sollten aber auch an Gebühren für die Einschreibung und Rückmeldung denken.

Wie finanzieren Studierende sich in der Regel ihr Leben?

Grob: Im Schnitt stehen Studierenden Einnahmen von 918 Euro zur Verfügung. Die Sozialerhebung des DSW zeigt, oft ist es eine Mischfinanzierung. Mehr als 80 Prozent der Studierenden bekommen von ihren Eltern Unterhalt, etwa 68 Prozent arbeiten zudem nebenbei, etwa 18 Prozent bekommen Bafög und 5 Prozent ein Stipendium.

Wichtig ist, dass Studierende vorab nicht nur einen Stundenplan, sondern auch einen genauen Finanzierungsplan machen – und sich die größten Ein- und Ausgabeposten klarmachen. Wer zu wenig Geld hat, sollte unbedingt versuchen, ein Stipendium zu bekommen oder einen Bafög-Antrag zu stellen – am besten so früh wie möglich. Denn die Bafög-Förderung erhält man erst ab dem Zeitpunkt der Antragstellung. Wer einen negativen Bescheid erhält, kann andere Sozialleistungen wie Wohngeld beantragen.

Was raten Sie, wenn man zum Semesterstart keine Wohnung hat?

Grob: Freunde und Verwandte ansprechen, soziale Netzwerke anzapfen und nach einem freien Zimmer oder einer Übergangslösung fragen. Zur Not können Studierende auch erstmal eine Jugendherberge oder ein Hostel aufsuchen. Manche Unterkünfte bieten Rabatte für Langzeitgäste an. Das sind aber natürlich keine Dauerlösungen.

Was raten Sie, wenn jemand nach seinem Umzug Heimweh bekommt?

Grob: Rausgehen, offen sein und Leute kennenlernen. Denn das Heimweh wird nicht dadurch weniger, dass Studierende sich einigeln. Im Gegenteil: Manche verpassen dann den Anschluss. Besser ist es, aktiv zu werden und die vielen Möglichkeiten vor Ort zu entdecken. Wo und mit wem kann ich mein Hobby, meinen Sport oder mein politisches Interesse ausüben? Meist gibt es zahlreiche vergünstigte Angebote im Bereich Sport, Kultur und Mobilität, die Studierende nutzen können. Dabei lernt man leicht andere Studierende kennen.

Wie gelingt eine schnelle Orientierung auf dem Campus?

Grob: Vorher hinfahren, umschauen, Gleichgesinnte suchen und beispielsweise nach dem Fachraum fragen. Wer sich früh mit dem Campus vertraut macht, erspart sich später das Herumgeirre bei der Suche nach einzelnen Räumen. Zudem bieten die meisten Hochschulen sowie Fachschaften und Fachbereiche Einführungsveranstaltungen an. Hier gilt: fragen, fragen und nochmals fragen. In den ersten Wochen sollten Studierende am besten an allen Infoveranstaltungen teilnehmen. Denn so bekommt man nicht nur wertvolle Informationen zum Studienstart, sondern lernt auch gleich andere Studierende kennen.

Welche Kurse sollten Studierende am Anfang unbedingt belegen?

Grob: Wer die Wahl hat, sollte im ersten Semester unbedingt Einführungskurse zum wissenschaftlichen Arbeiten besuchen. Neben der Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken – etwa zu Formalien zur Erstellung von Hausarbeiten und Referaten – bekommt man dort oft auch Tipps zum Thema Zeit- und Selbstmanagement.

Wie viel Lernzeit sollten Studierende einplanen?

Grob: Diese Frage hängt vom Fach, dem Pensum und der Persönlichkeit ab. Mein Tipp: Brenne für dein Fach und für das, was du tust. Denn Erkenntnis hat keine Pause. Man sollte sich ständig auf dem Laufenden halten – Privates und Studium sind in dieser Phase kaum trennbar. Idealerweise entwickeln Studierende aber auch früh eine Arbeitsroutine. Dies kann Überlastungen und Stress in der Prüfungsphase am Semesterende vorbeugen. Wichtig dabei, planen Sie aber immer auch Zeit zur Erholung und für die Freizeit ein.

Wie strukturieren Studierende am besten ihre Woche?

Grob: In den modularisierten Studiengängen strukturiert sich der Tages- und Wochenablauf oft von selbst. Die Belegung und der Besuch von Lehrveranstaltungen lässt oft nur wenig Spielraum zu und wird vom Studienplan vorgegeben – mehr sollte man nicht belegen.

Für alle anderen gilt: Es ist eine individuelle Entscheidung, die auch vom Lerntyp und den Inhalten des Studiums abhängt. Da manchen Studierenden das Thema Zeiteinteilung am Anfang noch schwerfällt, hilft ihnen vielleicht die Faustregel: 20 Stunden Veranstaltungen und 20 Stunden Vor- und Nachbereitung pro Semesterwoche. Und bei dieser Rechnung ist der Nebenjob noch nicht einmal drin.

Was empfehlen Sie Studierenden, die einen Nebenjob haben?

Grob: Zwei Drittel der Studierenden arbeitet nebenbei. Allerdings sollten sie die Studienfinanzierung nicht vom Nebenjob abhängig machen. Das Studium ist ein Fulltime-Job. Das beinhaltet auch Vor- und Nachbereitung der Kurse sowie Lernzeiten. Ich persönlich halte acht bis zehn Stunden pro Woche für unkritisch. Mehr Stunden könnten schwierig werden, allein wegen der Präsenzpflicht bei Bachelor- und Masterstudiengängen.

Aber nicht nur das: Wenn Studierende mehr als 20 Stunden pro Woche während des Semesters arbeiten, fällt der sozialversicherungsrechtliche Studierenden-Status weg. Dann können Vergünstigungen etwa bei der Kranken- und Rentenversicherung wegfallen. Eine Ausnahme gilt, wenn Studierende in den Semesterferien frei haben. Dann dürfen sie die 20-Stundengrenze überschreiten. Allerdings werden die Arbeitszeiten dann auf das Jahr umgerechnet.

Zudem sollten Studierende wissen: Wer zu viel verdient, muss unter Umständen Steuern und Sozialabgaben zahlen und kann sogar seine Ansprüche auf Kindergeld und Bafög verlieren. Mit einem Minijob bis 450 Euro gibt es da in der Regel keine Probleme.

Was kann man tun, wenn man jetzt noch keinen Studienplatz hat?

Grob: Der Zulassungsbescheid müsste im Juli verschickt worden sein. Wer etwa vier Wochen vor Semesterbeginn noch keine Nachricht hat, sollte bei der Hochschule nachfragen. Die Nachrückverfahren sind an vielen Hochschulen noch nicht abgeschlossen. Auch wenn die Vorlesungszeit schon längst begonnen hat, kann es noch passieren, dass Studienbewerber zugelassen werden. Dann wird es aber oft schwieriger mit der Wohnungssuche und dem Einstieg ins Studium.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa/tmn)

(dpa)