Osnabrück/Dresden – Immerhin: Das Wort Einleitung steht schon mal groß im Dokument. Sonst aber nichts. Die Gedanken schweifen hin und her, während man auf dem Weg zum Kühlschrank ist und die Computertastatur unberührt bleibt.
So oder so ähnlich ergeht es zahllosen Studierenden beim Schreiben der Abschlussarbeit. Denn die Herausforderungen rund um die scheinbar wichtigste Arbeit des Studiums sind vielfältig.
Um ihnen zu begegnen, sollte man sich zunächst selbst genau unter die Lupe nehmen: Arbeite ich morgens oder abends produktiver? Bin ich strukturliebend oder texte ich lieber frei? So unterschiedlich wie die Studierenden selbst sind, kann auch ihre Herangehensweise an die Textarbeit sein. Die eine richtige Methode gibt es nicht.
Eine gewisse Struktur braucht aber jeder Text. «Wichtig ist, dass der rote Faden erkennbar ist», sagt Daniel Spielmann vom Schreibzentrum der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Diese Struktur sollten Studierende immer mit ihrem Betreuer absprechen – so hat die Arbeit ein sicheres Fundament.
Überhaupt ist der Kontakt zum Dozenten wichtig: Das gibt Sicherheit und hilft, manch verzwickte Frage zu klären. Das bedeutet aber nicht, dass Studierende bei jeder kleinen Unsicherheit in die Sprechstunde rennen müssen. «Gerade bei einer Abschlussarbeit ist es wichtig, zwischendurch auch eigene Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für seine Arbeit zu übernehmen», sagt Kerime Faris-Lewe, Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle für Studierende des Studentenwerks Osnabrück.
Das gilt auch im Hinblick auf die Zeitplanung. Im besten Fall bietet sie Orientierung und hilft, den Schreibprozess zu strukturieren. «Planen Sie beispielsweise auf einem großen Papier die Tage grob – mit der Deadline beginnend – für die Überarbeitung, Korrektur, Schreibarbeit, Gliederung und Recherche ein und notieren Sie auch, an welchen Tagen Sie keine Zeit haben», rät Faris-Lewe.
Stehen Rahmenbedingungen, Struktur und grobe Zeitplanung fest, wird es Zeit, die ersten Worte zu formulieren. Dabei sollte man sich aber nicht überfordern – zeitlich wie inhaltlich: «Am Anfang muss es nicht gleich ein Acht-Stunden-Tag sein», sagt Antonia Zacharias von der Zentralen Studienberatung der Technischen Universität Dresden. Sie weiß, «dass Studierende beim Schreiben oft sofort einen perfekten Text kreieren wollen. Man darf aber nicht zu viele Aufgaben auf einmal bewältigen wollen.»
Da kann es helfen, die Abschlussarbeit als Projekt zu sehen, das stetig überarbeitet werden kann und muss. Dass der Schreibprozess mal stockt, ist ganz natürlich, ergänzt Spielmann. Hilfreich kann dann sein, Methode oder Umgebung zu wechseln: «Manche Menschen brauchen Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben, andere finden es besser, in belebten Umgebungen, etwa dem Lieblingscafé, zu schreiben.» Wenn die Gedanken sich trotzdem nicht in Worte fassen lassen oder der Kopf plötzlich leer erscheint, kann eine kurze Unterbrechung die Lösung sein.
Trotzdem: Irgendwann holen wohl jeden Studierenden die Zweifel ein. Stimmt die Literaturauswahl, ist das Thema schlecht, ist die Schlussfolgerung gut genug? Unsicherheiten wie diese gehören fast schon obligatorisch zu einer Abschlussarbeit. «Wichtig ist, sie nicht zu verdrängen, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen: offene Fragen aufzuschreiben und mit Dozenten oder Kommilitonen zu besprechen», sagt Faris-Lewe. Nimmt der Erwartungsdruck überhand, hilft ein Rückblick – auf das, was man im Studium bereits geleistet hat.
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(dpa/tmn)