Bayreuth/Trier – Lasagne mit Tofu-Salbei-Bolognese an Wildkräutern, Schweinerücken im Kräutermantel – oder wie wäre es mit Blütenpesto zur Pasta? Einmal die Woche wird den Studenten und Mitarbeitern der Universität Bayreuth derlei Außergewöhnliches serviert.
Seit kurzem dürfen sich die Mensa-Köche an den Kräuterbeeten des Ökologisch-Botanischen Gartens auf dem Campus bedienen und nach Herzenslust frische Kräuter verkochen.
Ein hervorragendes Angebot sei das, findet Uni-Präsident Stefan Leible, der selbst fast täglich in der Mensa einer von im Schnitt 6000 Gästen ist. Gesunder Lebensstil sei Studenten und Mitarbeitern wichtig. «Sie wollen sich trotz ihres oft stressigen Alltags gesund ernähren.» Bereits 2014 hat das Studentenwerk in der oberfränkischen Stadt deshalb neben der großen Mensa einen «Frischraum» eingerichtet, in dem alles frisch zubereitet wird. Jede Karotte muss geschält und vorbereitet werden – und darf nicht aus dem Tiefkühlhaus oder schon vorgeschnitten vom Lieferanten kommen.
Die Gerichte seien zwar «einen Tick» teurer, aber die Nachfrage sei groß, sagt Leible. Laut Josef Tost, Geschäftsführer des Studentenwerks Oberfranken, bekommt man im «Frischraum» ein Essen für im Schnitt 3,50 Euro.
Auch das
Deutsche Studentenwerk (DSW) beobachtet unter den Studenten, dass sie sich inzwischen weniger an den Preis oder an die Menge halten. Ihnen gehe es vielmehr um «werteorientiertes Essen»: Wichtig sei ihnen die Achtung gegenüber der Umwelt und Tieren, zudem die eigene Gesundheit, Nachhaltigkeit und Regionalität, sagt DSW-Sprecher Stefan Grob.
Die Mensen der Studentenwerke müssten immer am Puls der Zeit sein und auf die Bedürfnisse der Studenten immer neu reagieren, sagt Tost. «Wir sind Trendsetter, wir sind umgeben von jungen Leuten, die permanent etwas Neues wollen.»
Schließlich ist trotz der vergleichsweise günstigen Preise die Konkurrenz für die Verpflegungsstätten an den Hochschulen groß. Cafés, Bistros und Bäckereien mit ihren belegten Semmeln oder Salaten locken ebenso wie die Dönerbude oder der Asia-Imbiss.
«Die Mensa ist nicht mehr automatisch der natürliche Verbündete des Studierenden», sagt DWS-Sprecher Grob. Die Mittagsmahlzeit verliere an Bedeutung als Strukturgeber. Man esse, wo etwas verfügbar ist und wenn man Zeit habe. Auch der verdichtete Stundenplan vieler Studenten oder Online-Lehrangebote führten dazu, dass wenig Zeit und Gelegenheit für ein Essen in der Mensa bleibe.
Und auch die Mensa einer Campus-Uni am Stadtrand wie in Bayreuth, wo es eigentlich keine weitere Gastronomie in der Nähe gibt, steht im Wettbewerb, betont Tost. Und zwar mit Lieferdiensten: «In wenigen Minuten ist via Smartphone das Essen bestellt.»
Diesen Trend macht sich das Studentenwerk in Trier zunutze. Hier kann sich der hungrige Student vorab online einen Burger seiner Wahl zusammenstellen, gleich bezahlen – und dann in der Mensa zum selbst gewählten Zeitpunkt abholen und essen. Vor etwa einem Jahr ging der «Burgenerator» online. Digitalisierung und der Appetit der Studenten auf frisch zubereitete Burger – es sei gelungen, diese zwei Welten zu verbinden, sagt Studentenwerk-Geschäftsführer Andreas Wagner. Durch 50 Zutaten seien mehr als 15,5 Billionen Varianten möglich – und das sei kein Witz und keine Übertreibung, versichert er: «Das haben Mathematiker für uns ausgerechnet, die Rechnung kann man sich jeder im Internet anschauen».
Durchschnittlich fünf Euro koste ein Burger – das sei immer noch günstig im Vergleich zur Gastronomie-Konkurrenz. Für Studenten sei ein Burger in der Mensa ein «Festessen», hat Wagner beobachtet. Man gönne sich einen selbst zusammengestellten Burger etwa nach bestandener Prüfung. Welche Zutaten zur Auswahl stehen, bestimmen die Köche, die dann, wenn der Auftrag online eingeht, das Wunschessen vorbereiten.
Mensen müssten ihr Angebot modernisieren, sagt Wagner. Preislich sei das Mensa-Essen zwar unschlagbar, trotzdem müsse man stets um die Studenten werben «und die Nase in den Wind halten».
Vegetarische Gerichte, veganes Essen – der Fokus auf Bio und Regionalität – das ist eigentlich ein alter Hut und längst üblich in den Mensen der Republik, wo nach Angaben des DWS 16 000 Mitarbeiter mehr als 90 Millionen Essen im Jahr ausgeben. Etwa die Hälfte des Angebots ist vegetarisch oder vegan.
Dennoch werden die Klassiker wie Schnitzel, Nudeln oder die Leberkäs-Semmel nicht vom Speiseplan verschwinden, prognostiziert Tost. «Wir brauchen ein breites Angebot.» Denn man wolle in der Mensa schließlich niemanden erziehen. Wer Appetit auf eine Currywurst habe, solle diese auch bekommen.
Und: Bei etwa 30 bis 35 Prozent der Studenten sei das Geld knapp, so dass man nicht nur auf außergewöhnliche und kostspieligere Gerichte setzen dürfe. «Man kann hier auch für 1,70 Euro essen.» Studentenwerke sind gemeinnützig und verfolgen unter anderem den gesetzlichen Auftrag, auch Kindern aus wenig begüterten Familien ein Studium zu ermöglichen. Neben der Verpflegung sind sie etwa auch verantwortlich für Studentenwohnheime.
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(dpa)