Seit den 1990er Jahren schwirrt dieses Wort immer und immer wieder in den Medien und unseren Köpfen herum: Die Generation Praktikum, wahlweise auch Generation Prekär genannt, wird beklagt.
Nach dem Studium hangeln wir uns angeblich von einem Praktikum zum anderen, um noch mehr Erfahrung zu sammeln und noch mehr Kontakte zu knüpfen. Unbezahlt oder auch gering bezahlt. Eines Tages sind wir so überqualifiziert, dass uns dann auch keiner mehr nehmen möchte. Warum lassen wir (= junge, qualifizierte AkademikerInnen) das eigentlich mit uns machen?
Dazu muss man erst einmal sagen, dass von Beginn des Studiums an jedem Studenten gebetsmühlenartig das Praktikum ans Herz gelegt wird: Denk dran – Praktika machen! In den Semesterferien, neben Job, Klausuren und Hausarbeiten, wird die restliche freie Zeit in irgendwelchen Unternehmen abgesessen, um die eigene Zukunft abzusichern. Es scheint keine Alternative zu geben, unbezahlte Praktika erscheinen als ungeschriebene Regel: wer sie nicht macht, scheint ganz schön dumm zu sein und wird definitiv seine Zukunft verbauen. Es ist die Unsicherheit, die Angst, die uns antreibt. Manchmal sicherlich auch die Neugier. Oft sind Praktika vielleicht auch sinnvoll, eben um herauszufinden, ob ich so etwas später tatsächlich mal machen möchte oder doch lieber etwas ganz anderes.
Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Generation Praktikum zahlenmäßig gar nicht belegt ist. Sicherlich gibt es einen Trend, der aber höchstwahrscheinlich viel mehr in den Geistes- und Sozialwissenschaften vertreten ist.
Ich habe schon immer eine Abneigung gegen Praktika gehabt. Gerne engagiere ich mich ehrenamtlich, dann aber eben auch genau unter diesem Titel. Wenn ich arbeite, dann möchte ich dafür bezahlt werden, weil ich weiß, dass meine Arbeit gut ist. Einzige Ausnahme würde ich machen, wenn ich tatsächlich mehrere Wochen brauche um mich in etwas einzuarbeiten und somit eine kostenlose Anleitung bekomme. Da würde ich mich auch mit weniger Geld zufrieden geben. Bis jetzt habe ich mich erfolgreich vor Praktika gedrückt. Trotzdem habe ich in den unterschiedlichsten Jobs, ehreamtlichen Aktivitäten und Auslandaufenthalten eine Menge Erfahrung gesammelt. Irgendwie bin ich erst gar nicht in die Tretmühle des ewigen Praktikums reingerutscht – Gott sei Dank.
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