Man nennt sie Freelancer, Jobhopper, Urbane Penner, Cappuchinoworker oder auch digitale Bohemien. Sie sitzen mit ihren Laptops in Parks oder planen bei einem Café Latte in Prenzlauer Berg oder Mitte ihre nächsten Projekte. Sie wollen ihr Arbeitsfeld individuell gestalten und selbst entscheiden, was, wann und wo sie arbeiten. Viele von ihnen waren mal Studierende oder sind es immer noch, irgendwie so nebenher. Doch der Bewerbungsstress nach dem großen Studienabschluss-Loch ist nichts für sie, Festanstellung sowieso nicht.
Denn Festanstellung führe zur struktureller Verblödung, wie es Sascha Lobo und Holm Friebe in ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“ ausführlich erklären. Wer eines Tages nicht nur über die Witze seines Chefs lacht, sondern sie auch lustig finden würde, der hätte den Zustand der geistigen Umnachtung erreicht: Einfach nur noch funktionieren, nicht nachdenken und viel von dem tollen sicheren Job schwärmen – denn sonst klaut ihn ein anderer weg.
Die Autoren zeigen neue Wege in das Berufsleben, die sich zwischen Selbstverwirklichung, Internet, Brotjobs und kreativem Umgang mit temporärer Armut bewegen. Ob die digitale Bohème selbstgestaltete Lichtschalter im Internet verkauft, über ihr Leben bloggt oder sonst irgendwelche Web-Projekte verfolgt – sie sollen sehr glücklich sein, behaupten die Autoren. Und dann sitzen sie bei einem Bier oder einer Bionade spät in die Nacht in der Runde von Freunden zusammen und sprechen über Zukunftspläne: Das eigene Netzwerk ausbauen, von der eigenen Musik-Website endlich mal leben können, durch Europa ziehen und als Übersetzerin noch mehr Erfahrung sammeln. Viele Partys, einen bohemianischen Lifestyle, weniger Geld, aber unendlich viel Freiheit. Klingt nicht schlecht, ein wenig wie verlängertes Studentenleben. Ob das eine Alternative ist zum ewigen Praktika-Teufelskreis im nicht enden wollenden Run um die Festanstellung?
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