Hamburg – David Hockney, Hanne Darboven und Sigmar Polke – allesamt Künstler von Weltformat – haben hier gelehrt, und bis Ende dieses Semesters auch der Filmregisseur Wim Wenders («Paris, Texas»).

Zu den Absolventen gehören Daniel Richter, Martin Kippenberger, Horst Janssen, Vicco von Bülow alias Loriot und nicht zuletzt Otto Waalkes. Die Liste der mit der staatlichen
Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) verbundenen Kulturprominenz ist jedoch viel länger. Dabei geht die international renommierte und vernetzte Einrichtung auf eher prosaisch-bürgerliche Ursprünge vor genau 250 Jahren zurück. Geburtstag feiert die staatliche Hochschule bis Sonntag (16. Juli) mit einer Festwoche.

Im Hamburger Rathaus sprechen aus diesem Anlass unter anderem der langjährige Professor Franz Erhard Walther, Venedigs «Goldener Löwe»-Preisträger von 2017, sowie ein Ex-Student, der Radikalgestalter Jonathan Meese.

Ihren Anfang nahm die HFBK in der Gründung einer Zeichenschule 1767 durch die Patriotische Gesellschaft, eine aufgeklärt-philanthropische Gemeinschaft Hamburger Würdenträger und Wohlhabender. «Indes ist es weder Zweck dieser Gesellschaft noch ihrer Schulen, dass sie Künstler bilden wollen», heißt es etwa in einer Absichtserklärung von 1790. Vielmehr, so planten es die praktisch ausgerichteten Hanseaten, sollten vor allem Lehrlinge von Handwerkern und Architekten sich ästhetisch verfeinern. Ordentlich Pläne und Ornamente zeichnen lernen, damit das Gewerbe in Stadt und Region Aufschwung erfahre.

«Und doch haben sich die Schüler von Anfang an auf das Künstlerische konzentriert», erklärt Martin Köttering, HFBK-Präsident seit 2002, im lichten Konferenzraum des berühmten Fritz-Schumacher-Baus von 1913 am Lerchenfeld. So wurden die Jahresausstellungen Anfang des 19. Jahrhundert verboten. «Dieser Kampf zwischen Nutzdenken und freier künstlerischer Entfaltung beschreibt unsere 250 Jahre bis etwa 2004/5. Da wanderten die Architekten ab in die Hafencity-Universität. Und wir entschlossen uns, nur noch einen Studiengang ‚Bildende Künste‘ anzubieten, der aber auch die Fächer Film, Grafik, Bühnenraum und Design umfasst. So gesehen ist die Geschichte der HFBK eine bürgerliche Geschichte der künstlerischen Emanzipation.» Im Gegensatz etwa zu Instituten wie denen von Dresden (1764) oder München (1770), deren Grundstöcke kunstfreudige adelig-katholische Herrscher gelegt hatten.

Die Hamburger Gewerbeschule wurde 1896 zur Staatlichen Kunstgewerbeschule, bezog das Dachgeschoss eines schlossähnlichen Gebäudes am Hauptbahnhof, in dem heute das Museum für Kunst und Gewerbe allein residiert. Während der Nazizeit entledigten sich die Behörden unliebsamer Studenten und Lehrkräfte. Zwei von ihnen starben in Konzentrationslagern. Schumachers Backstein-Gesamtkunstwerk wurde im Krieg schwer zerstört, doch schon 1945 nahm die Einrichtung ihren Betrieb als «Landeskunstschule» wieder auf. Ein Kapitel für sich bildeten die wild bewegten 60-er Jahre mit den legendären «LiLaLe»-Feten, bei denen Studentinnen in der Eingangshalle nackt badeten. Damals kam es auch schon mal zu Klassenschlägereien.

Heute können die etwa 850 Hochschüler ihren Bildungsgang eigenverantwortlich aus interdisziplinären Angeboten der künstlerischen Fächer wie auch der Theorie sowie in den 21 Werkstätten schmieden. Und mit einem Bachelor-, Master- oder Doktortitel beenden. Wert legt die Hochschule auf weltweite Anbindung. Vierzehn Ausbildungsstätten zählen zu den Partnern – etwa in Boston (USA), Shanghai (China), in Jerusalem und Paris.

Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa)

(dpa)